Aschenbrödel – eine etwas kürzere Geschichte

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„OK“ sagt sie, als ihr die Hochzeit mit dem Traumprinzen („ich bin soooo schöööön!!“) und viele Kinder in Aussicht gestellt wurden. Dieser lakonische Ausdruck der Kenntnisnahme des eben Gesagten und der Vermittlung dessen Nicht-Ablehnung (mehr als das ist es ja nicht im Normalfall) durchzieht das kurze Theaterstück, nimmt ihm die Spannung („ach, ihr kennt die Geschichte ja“) und würzt es dadurch paradoxerweise mit Humor.

Die gütige (und nach eigener Erkenntnis leicht nervige „oh, Entschuldigung“ und nicht jähzornlose) Fee wirbelt auf der Bühne, schimpft mit dem Aschenbrödel, die einfach nicht einsehen will, dass es eben nun doch auf den Ball darf und verändert bei jedem Auftritt die Kulisse. Diese wird von Kindern in wechselnden Yogapositionen dargestellt und interagiert mit den Protagonisten (die Mauer sagt, als sie merkt, dass die „falschen Zähne“ sich als Bonbons entpuppen: „ich will auch Süßigkeiten!“), der Prinz ist furchtbar eitel, die hässlichen Schwestern hässlich aber extrem cool und eifersüchtig, die beiden Erzähler herrlich distanziert und oft uneinig, diskutieren auf der Metaebene und führen entsprechend souverän durch das Stück…

Kurzum, alles ist so wie man es nur bedingt erwartet bei diesem Märchen und das machte den Akteuren (Klasse 2 bis 5) sehr viel Spaß.

Im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren nahmen wir uns nur die eigentlichen Probenzeiten der AGs Zeit und wollten das Textlernen in den Hintergrund rücken. Auch diesmal arbeiteten Theater- und Yoga AG zusammen. Kompliziert war der Ablauf, wer ist wann dran und die Ähnlichkeit verschiedener Textstellen. Dafür aber sprudelten die Kinder vor Ideen wie man die Fee noch verrückter, das Aschenbrödel schüchterner, den Prinz schöner (in seiner eigenen Wahrnehmung) oder die Schwestern lustiger (und hässlich, denn das sind die beiden Jungs ja nicht!) machen könnte.

Am Ende kam die Aufführung gefühlt sehr schnell „nein, es gibt am Freitag keine Probe mehr!“ und in dem kleinen Raum waren die Zuschauer so nah und sichtbar, so dass das Lampenfieber schon sehr groß war. Ein wichtiges Erlebnis, denn es hat dennoch alles geklappt, es gab Applaus und alle sind um viele schöne Erfahrungen reicher. Wir hoffen, dass das Stück auch den Zuschauern gefallen hat, dann ist eine weitere Theateridee in Zukunft nicht ausgeschlossen.

Leo Keil, Nils EngelIMG_5446